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©2020 Evangelische Kirchengemeinde Mückenloch
Der Ort Mückenloch wurde 1273 erstmals urkundlich erwähnt. Eine evangelische Kirchengemeinde entstand erst in der Zeit um 1525, als die Ritter von Hirschhorn in ihrem Machtbereich ebenfalls die Reformation einführten. Die erste Glaubensgemeinschaft war eine „lutherische“ Gemeinde. Nachher entwickelte sich noch eine „reformierte“ Gemeinschaft. Im Jahr 1821 fand der Zusammenschluss statt. Von da an gab es in Mückenloch die Vereinigte evangelisch-protestantische Gemeinde in der Landeskirche von Baden.
Mehr als 400 Jahre diente eine kleine Kirche in der Ortsmitte als Gottesdienstraum. Schließlich wurde die Kirche zu klein und auch baufällig, so dass man sich zu einem Neubau entschloss.
In den Jahren 1930 bis 1931 wurde die Kirche an der heutigen Stelle errichtet. Außerdem wurde ein Nebenraum als Konfirmandensaal gebaut, in dem auch alle Veranstaltungen stattfanden. Die Gemeinde wuchs und es entstanden mehrere Gruppen. Dazu kam der dringende Bedarf eines Kindergartens für die Gesamtgemeinde. 1983 wurde das Gemeindehaus mit Kindergarten eingeweiht. Inzwischen wurde der Kindergarten um eine zweite Gruppe erweitert. Im Gemeindehaus finden zahlreiche Veranstaltungen und Versammlungen statt.
Die Gesamteinwohnerzahl Mückenlochs beträgt, zusammen mit dem Neckarhäuserhof, ca. 1.300, davon sind ca. 700 evangelisch.
Die Baugeschichte der Kirche
Die alte evangelische Kirche
in der Talstraße
Um ihre Gottesdienste endlich in einem eigenen Raum feiern zu können, ging die lutherische Gemeinde 1781 an den Bau einer eigenen Kirche in der heutigen Talstraße. Nach einer ungefähr zweijährigen Bauzeit konnte die Kirche 1783 eingeweiht und ihrer Bestimmung übergeben werden. 1811 kauften die Reformierten den glaubensverwandten Lutheranern die Hälfte ihres neu errichteten Gotteshauses ab. Damit war die bis dahin rein lutherische Kirche bereits zehn Jahre vor der Kirchenunion zum Gotteshaus aller Mückenlocher Protestanten geworden.
Nachdem das Bauwerk 1848 ein erstes Mal wegen Baufälligkeit geschlossen werden musste, wurde sie in der Folgezeit renoviert. Anlässlich dieser baulichen Maßnahme wurde die Kirche auch erweitert. Auch wurde zu diesem Anlass eine neue Orgel gekauft. Nun konnten sich die Mückenlocher wieder mehr als ein halbes Jahrhundert an ihrer Kirche erfreuen.
Allerdings verschlechterte sich ihr Zustand um 1920 wieder zusehends. In einem 1925 angefertigten Gutachten heißt es, dass sich in den Mauern des Langhauses Risse befänden, die sich von oben nach unten durchzögen. Eine Mauer sei sogar um vier bis fünf Zentimeter außer Lot. Ein weiteres Gutachten bestätigte diese Einschätzung und garantierte in keiner Weise mehr für die Sicherheit.
Da eine Renovierung wegen des schlechten Untergrunds ausgeschlossen wurde, drängte der Evangelische Oberkirchenrat auf Erstellung eines Neubaus. Die alte Kirche hingegen wurde noch vor Fertigstellung des neuen Gotteshauses aus baupolizeilichen Gründen geschlossen. Der evangelische Gottesdienst fand nun bis zur Vollendung des Neubaus in einem Saal im Rat- und Schulhaus statt. Die Kirche hingegen wurde später an Anlieger verkauft und 1961 aus Anlass einer Straßenerweiterung abgerissen.
Erste Schritte
Obwohl der Mückenlocher Kirchengemeinderat dem Projekt zunächst schwankend gegenüberstand, entschied er sich am 5. September 1926, ein neues Gotteshaus zu erbauen.
Zuerst war die Frage des Standorts zu klären. Es ergaben sich mehrere Möglichkeiten, wobei man sich letztlich für einen Bauplatz an der südlichen Peripherie entschied, „so dass auf eine darauf errichtete Kirche einen beherrschenden Standpunkt einnehmen wird“. Dieses Grundstück gehörte jedoch der Katholischen Kirche, die es 1928 nach längeren Verhandlungen an die Evangelische Kirchengemeinde verkaufte.
Nachdem auch die in der Gemeinde aufgekommenen Bedenken ausgeräumt worden waren, wurde Ende 1928/ Anfang 1929 eine Baukommission gebildet, deren Mitglieder der Bürgermeister, der Ratschreiber, der Hauptlehrer und der Pfarrer sowie sieben weitere Personen aus Mückenloch und Neckarhäuserhof angehörten. Am 19. August konnten bereits die Baupläne, die von Baumeister Häfele vorgelegt wurden, unterzeichnet werden.
Im Februar 1930 wurden sie der Kirchenbaubehörde übergeben. Der Kostenvoranschlag war auf 61.400 RM berechnet, wovon die örtliche Kirchengemeinde ein Drittel aufzubringen hatte. Nun endlich konnte mit dem Bau der neuen Kirche begonnen werden.
Die Grundsteinlegung erfolgte am 9. Juni 1930. Der Kirchengemeinderat, die Gemeindemitglieder und Besucher formierten sich am Rathaus zu einem Festzug, der zur Baustelle an der Waldwimmersbacher Straße führte. Dort wurde die lang ersehnte Grundsteinlegung vorgenommen.
Der Kirchbau ging nun schnell voran und wuchs in die Höhe.
Der Außenbau
Die evangelische Kirche steht etwas erhöht und hebt sich dadurch vom Dorfkern ab.
Betritt der Besucher das Gelände, erblickt er zunächst den weißen, schlichten Turm mit dem Nebeneingang der Kirche. Die Wände des Turms sind im unteren Teil durch kleine rechteckige Fenster aufgelockert. Die Fenster der Glockenstube hingegen sind größer und durch hölzerne Schallläden verschlossen. Der Turm hat ein dunkelrotes Satteldach.
Direkt an den Turm angebaut ist das Langhaus, der eigentliche Kirchenraum. Es hat eine rechteckige Grundform und ist ebenfalls mit einem Satteldach gedeckt. Während der Sockel des gesamten Baus aus Sandstein ist, ist das sich darüber erhebende Mauerwerk weiß verputzt.
An seiner dem Dorf zugewandten Seite befindet sich der Haupteingang, dem ein mit Sandsteinen gemauerter Windfang vorgebaut ist. Oberhalb dieses Eingangs ist an der Giebelfront des Gotteshauses ein weißes Kreuz angebracht. Die daran anschließende, längere Nordostseite des Bauwerks ist durch vier neugotische Fenster unterbrochen. Sie enthalten jedoch keine Glasmalereien.
Die wieder schmalere „Chorseite“ bleibt dem Betrachter verborgen. An dieser Seite sind drei schmale, einfache gotische Fenster zu sehen. An die vierte Seite des eigentlichen Langhauses sind die Sakristei, ein Nebenraum und der bereits erwähnte Turm angebaut.
Die Einweihung
Bereits am 26. Juli 1931 fand die Einweihung statt. Zu diesem Anlass führte wieder ein Festzug vom Rathaus durch die Straßen Mückenlochs zur neu erbauten Kirche.
Die Häuser am Wegrand waren geschmückt und „die Glocken der katholischen Kirche läuteten dabei in schwesterlicher Liebe.“
Bei der Kirche wurden die Schlüssel an den Ortsgeistlichen Bucherer übergeben. Unter Gesang zog die Festversammlung in die Kirche ein, die mit einem Gottesdienst ihrer Bestimmung übergeben wurde. Nur einen Bruchteil der Festbesucher aus dem Ort und dem Dekanat Neckargemünd konnte die Kirche aufnehmen.
Einladung mit Liedblatt für die Einweihung der neuen Kirche.
Die Innenausstattung
Schaut der Betrachter in die Kirche vom Haupteingang in Richtung Chor, so erblickt er einen sehr schlichten, langrechteckigen Saal, der sich durch einen breiten, nach obenhin spitz zulaufenden Bogen zum Chor hin öffnet. Die Decke des Gotteshauses ist eine hölzerne, dunkel wirkende Balkendecke. Die Wände des Chorraums sind hellgelb getüncht, die Wände des Langhauses cremefarben. Die Fenster und der Bogen, der den Chorraum vom Schiff trennt, sind mit einem ca. 5 cm breiten Streifen hellbraun umrahmt. Außer zwei hölzernen Pfeilern, die die Orgelempore, direkt über dem Eingangsbereich, tragen, weist die Kirche keine architektonische Gliederung auf.
Der Altar
Im Chorraum befindet sich der Altar. Er ist eine Holzschnitzarbeit von Josef Furtwängler aus Freiburg, der am 7. April 1930 mit den Kunstarbeiten aus Holz am Altar, an der Kanzel und am Chorraum beauftragt wurde. Nur die Vorderseite des Altars ist mit einer Darstellung geschmückt. Sie zeigt den Sämann, der auf den Fluren Mückenlochs, das durch den Turm der neuen Kirche angedeutet ist, das Wort Gottes aussät. Rechts und links davon kann man einen Ährenbüschel und einen Weinstock erkennen.
Die Kanzel
Die Kanzel steht im rechten Eckbereich zwischen Langhaus und Chor. Dargestellt ist diesmal die Geburt Jesu in der Krippe, behütet von Maria und Joseph. Auf die Krippe streben von links und rechts Hirten zu. Auf den beiden äußeren der fünf Tafeln sind Bäume dargestellt. Die Kanzel selbst wird von einem etwas schmaleren Fuß getragen, der mit Blüten verziert ist.
Künstlerisch gestaltet ist auch die Tür zur Kanzel. Aus dem mittleren Türfeld sieht das Auge Gottes. Darüber breitet sich ein Lebensbaum aus.
Die Orgel
Die Orgel war der einzige Ausstattungsgegenstand, der nicht fristgerecht zur Einweihung fertig gestellt und genutzt werden konnte.
Da die alte Orgel gänzlich unbrauchbar geworden war und man sich zunächst nicht auf ein neues Modell verständigen konnte, kaufte man schließlich eine gebrauchte Orgel der Firma Walcker aus Steinsfurt, welche die Orgel allerdings erst nach der Einweihung aufstellen konnte; bis dahin musste sich die Gemeinde mit einem Harmonium behelfen.
Der Taufstein
Er ist gegenüber der Kanzel, also im linken Übergangsbereich zwischen Schiff und Altarraum, aufgestellt. Der Fuß des steinernen Taufsteins ist mit einem Engel verziert.
Darstellung Jesu Christi
In die Wand ist eine Nische aus Holz in Form eines gotischen Fensters eingelassen. Im Spitzbogen ist die Taufe Jesu durch Johannes dargestellt. Darunter, ungefähr in Lebensgröße, Jesus selbst.
Das Bild „Jesus und die Samariterin“
Die Begegnung zwischen Jesus und der Samariterin am Jakobsbrunnen ist im Bild von Eugen Kühlewein an der rechten Wand des Kirchenschiffs festgehalten. Im Hintergrund ist die Silhouette des Dilsbergs zu sehen, womit der Ort des Gesprächs zwischen Jesus und der Frau in den Vordergrund, also eindeutig und wohl auch bewusst in die Umgebung von Mückenloch verlegt wird.
Die Glocken
Mit dem Vertrag vom 8. Juli 1930 wurden bei der Firma Bachert in Karlsruhe drei Glocken in Auftrag gegeben. Ihre Hauptdaten waren:
Stimmung: Gewicht:
1. Glocke as 525 kg
2. Glocke c 200 kg
3. Glocke es (c“) 145 kg
Die Inschriften lauteten:
1. Glocke:
„Gott ist unsere Zuversicht und Stärke. Die Kirche wurde mit tatkräftiger Hilfe der Vereinigten Evangelisch-protestantischen Landeskirche Badens erbaut in den Jahren 1930 und 1931.
Der Evang. Kirchengemeinderat:
Bucherer, Pfarrer
Adam Karl
Ludwig Kappes
Peter Kühner
Valentin Sauer“
2. Glocke:
„Jesus Christus gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit. Glaube an den Herrn Jesus Christus, so wirst du und dein Haus selig.“
3. Glocke:
„LUTHERGLOCKE. Lutherglocke heiß ich, was einst sein Wort, sein Lied, zu Gottes Ehre sang, das töne fort. In einem ernsten Klang.“
Im Jahre 1943 mussten die 1. und die 2. Glocke zum Einschmelzen und zur Herstellung von Waffen im Zweiten Weltkrieg abgeliefert werden. Die Beschaffung neuer Glocken sollte immerhin bis 1955 dauern. Man kaufte ein „gewichtigeres“ Geläut bei der Firma Bachert in Kochendorf.
Die Einzeldaten lauten:
Stimmung: Gewicht:
1. Glocke g’ 633 kg
2. Glocke b’ 363 kg
3. Glocke c’’ 257 kg
Bei diesem Geläut lauten die Inschriften:
1.Glocke
EVANGELISCHE KIRCHENGEMEINDE MÜCKENLOCH
NOVEMBER 1955
GLAUBE
DER KIRCHENGEMEINDERAT:
BARTHOLOMEYCIK, PFARRER
EBINGER, LUDWIG
LEHR, JAKOB
SCHOLL, KARL I.
HORCHHEIMER, ALOIS
KNAUF, AUGUST
GLAUBE AN DEN HERRN JESUM CHRISTUM;
SO WIRST DU UND DEIN HAUS SELIG.“
2. Glocke
„EVANGELISCHE KIRCHENGEMEINDE MÜCKENLOCH
LIEBE
DU SOLLST DEINEN NÄCHSTEN LIEBEN WIE DICH
SELBST.“
3. Glocke
„EVANGELISCHE KIRCHENGEMEINDE MÜCKENLOCH
HOFFNUNG
SEID FRÖHLICH IN HOFFNUNG, GEDULDIG IN TRÜBSAL;
HALTET AN AM GEBET.“
Die dritte Glocke des früheren Geläute-Ensembles wurde aufgegeben und steht heute im Altarraum der Kirche und wird bei Taufen angeschlagen.
Die Pfarrer
1844-1856 Johann Werner
1857-1860 Karl Wucherer
1860-1861 Gustav Walther
1861-1862 Ludwig Stocker
1862-1869 Otto Böhringer
1870-1877 Wilhelm Hesselbacher
1878-1884 Karl Kahlschmidt
1885-1889 Valentin Jung
1889-1897 Gustav Arnold
1897-1908 Georg Maier
1908-1927 Erwin Steinbach
1928-1948 Hugo Bucherer
1948-1949 H. Bielicke
1950-1955 Kurt Meythaler
1955-1972 Heinrich Bartholomeyczik
1972-1986 Manfred Beyer
1986-2003 Bernward Klawitter
2003-2009 Dr. Monika Zeilfelder-Löffler
Mai 2010-April 2012 Dr. Frances Back
2013-April 2014 Kasualvertretung
Seit 2014 Dr. Darina Staudt